Ende 2020 hat der Bundesrat den Bericht „Rohstoffe zur Herstellung von Zement – Bedarf und Versorgungssituation der Schweiz“ publiziert. Ironischerweise wurde der Bericht aufgrund des Aktionsplanes „grüne Wirtschaft“ erstellt, liest sich jedoch als Rechtfertigungsbericht der Branche, um weiter wie bisher arbeiten zu können. Aufgrund der Klimakrise und den bundesrätlichen Klimazielen ist jedoch ein weiter wie bisher unerwünscht bei einer Branche, die mehr als 5 Prozent zu den CO2-Emissionen der Schweiz beiträgt. Deshalb ist auch im Langfristklimaplan des Bundesrates explizit erwähnt, dass Zementwerke künftig ihr CO2 auffangen und speichern müssen.

Aufgrund dieser Ausgangslage und des vorliegenden Berichtes, stellen sich folgende Fragen:

  1. Es wird argumentiert, dass die 6 heutigen Standorte von Zementwerken nicht hinterfragt werden sollen. Sind somit diese 6 Standort geeignet, um CO2 unterirdisch einzulagern oder in ein CO2-Pipeline-System einzuspeisen?
  2. Das neue Zementverfahren, das mit Bundesunterstützung an der EPFL entwickelt wurde, basiert auf tonhaltigen Rohstoffen. Weshalb zeigt der Rohstoffsicherungsbericht nicht auf, wo solche Ton-Vorkommen in der Schweiz zu erwarten sind?
  3. In 19.3922 und im Anhang des Berichtes wird eine Vielzahl von Technologien und Projekten aufgelistet, die zum Ziel haben, den Zementbedarf zu reduzieren und die Zementproduktion weniger CO2-intensiv zu machen. Hat dies keinen Einfluss auf den Kalk- und Mergelbedarfs im Jahre 2030?
  4. Rund um die Schweiz gibt es zahlreiche Zementwerke. Wie vergleicht sich die Klimaverträglichkeit dieser Werke mit den Schweizer Anlagen? Gibt es Werke, die alternative Rohstoffe verwenden?
  5. Die Eigenschaften von Beton und insbesondere auch die Langlebigkeit im Hoch- und Tiefbau werden im Bericht gelobt. Gibt es objektive Bestandesaufnahmen wonach Hoch- und Tiefbauten langlebiger sind als solche aus anderen Baumaterialien?
  6. Wie sieht ein ganzheitlicher Vergleich verschiedener Baumaterialen/Baukonstruktionen aus, wenn insbesondere auch deren Auswirkungen aufs Klima und die Biodiversität betrachtet werden?
  7. Ist der Bundesrat bereit in seinen nächsten Rohstoffberichten eine Auslegeordnung zu machen, welche tatsächlich den Zielen einer grünen Wirtschaft gerecht werden und dies ungeachtet der aktuellen Brancheninteressen?

Zur Interpellation